Amok oder Mord? Der Anschlag im Münchner OEZ und seine traumatischen Folgen

Shownotes

Kapitelmarken: (00:00) Intro (05:40) So funktioniert psychiatrische Erstversorgung (09:28) Die Kernfrage: Amoklauf oder geplanter Mord? (14:34) Das Täterprofil: Paranoid-narzisstische Persönlichkeiten (19:59) Die Debatte: War das Attentat rassistisch? (29:33) Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) (33:00) Vergleich: PTBS bei Soldaten und Zivilisten

Über den Experten: Prof. Florian Holsboer ist einer der weltweit renommiertesten Neurowissenschaftler und Depressionsforscher sowie Deutschlands bekanntester Psychiater. Als ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie erforschte er die Zusammenhänge zwischen Stress, Depression, Angst und Schlafstörungen. Er gilt als Pionier der personalisierten Medizin in der Psychiatrie. Seine Überzeugung: Depression ist heilbar – mit der individuell richtigen Therapie.

Mehr zur Florian Holsboer Foundation:

Unsere Webseite: www.florianholsboerfoundation.com Instagram: florianholsboerfoundation TikTok: @holsboerfoundation

Partner dieser Folge: Björn Steiger Stiftung

Das Video zur Folge: Sie möchten Prof. Holsboer und Béla Anda im Gespräch sehen? Das komplette Interview steht Ihnen auch als Video zur Verfügung (in 4K-Qualität): 📺 Jetzt auf YouTube ansehen

Transkript anzeigen

0: Ich habe damals gesagt

0: – und das ist ja dann auch eine  Schlagzeile in Münchner Merkur und

0: in der tz geworden – "das war kein Armoklauf,

0: das war Mord!"

0: Also ein psychischer Ausraster  ist etwas sehr Spontanes.

0: Das ist wie so ein Einfall und dann macht er das.

0: Aber der Ali Sonboly hat das ja geplant.

0: Der hat sich im Darknet eine Waffe besorgt, 300

0: Schuss Munition.

0: Er hat die Leute angerufen,  dass sie sich dort versammeln.

0: Also der Ausraster hat keine

0: so lange Vorplanungszeit. Man hat gesagt,

0: ist eine politische Tat,

0: das hat einen Rassismushintergrund.

0: Da möchte ich gerne mal fragen,

0: welchen, denn wenn ein Muslim  andere Muslime erschießt,

0: dann verstehe ich den  rassistischen Hintergrund nicht

0: so richtig.

0: Alles nur im Kopf.

0: Ein Podcast der Florian Holsboer Foundation.

0: Dedicated to mental

0: health.

0: Und jetzt geht's los.

0: Ich freue mich sehr, den renommiertesten,

0: einen der absolut renommiertesten Psychiater,

0: Forscher in dem Bereich von Depression,

0: Antidepression und ganz, ganz, ganz herausragenden

0: Wissenschaftler hier heute bei uns zu haben.

0: Prof. Dr. Dr. Dr. Florian Holsboer, willkommen.

0: Freut mich sehr.

0: Wir reden heute über ein ganz besonderes

0: Ereignis negativer Art in  München, das es gegeben hat.

0: Das Attentat am Olympia-Einkaufszentrum.

0: Vor mehr als neun Jahren war das, im Sommer 2016.

0: Zuerst Sie, Herr Prof.  Holsboer, waren damals jemand,

0: der sich sehr sehr stark  eingebracht hat in die Betreuung

0: derer,

0: die von diesem Ereignis traumatisch berührt

0: waren.

0: Diejenigen, die tatsächlich

0: so belastet waren durch dieses Attentat,

0: dass sie Folgen von sich trugen, Störungen hatten.

0: Neun Menschen kamen damals ums Leben,

0: mehr als fünf wurden verletzt, aber viele,

0: viele auch noch zusätzlich,  die in Panik davon rannten, 32,

0: so hieß es wahrscheinlich noch mehr,

0: die psychische Störung nach sich gezogen haben,

0: mit sich gebracht haben.

0: Und wir wollen reden über diesen Tag, über Trauma,

0: über seelische Wunden und am  Ende auch über Hoffnung mit

0: Menschen, die Depressionen haben.

0: Da sind Sie der absolute Experte.

0: Und erinnern Sie sich noch an diesen Moment,

0: als Sie erfahren haben von diesem Attentat am

0: Olympia-Einkaufszentrum?

0: Ja da kann ich mich gut erinnern.

0: Das ist ja fast zehn Jahre her und das war ein

0: sonniger Freitag, später Nachmittag.

0: Und man hat sich eigentlich  aufs Wochenende gefreut,

0: aber dann bekam ich einen Anruf.

0: Meine damalige Frau war Chefin  von der Systemgastronomie,

0: als Lobbyistin.

0: Und da kannten wir natürlich  eine ganze Reihe von Leuten,

0: die selber solche Stores hatten.

0: Und eine davon war die Besitzerin  eines McDonald-Restaurants

0: am Olympia-Einkaufszentrum  die völlig entsetzt anrief und

0: berichtete, was da passiert ist.

0: Da kam ja alles in Echtzeit und die Frau,

0: dieser Besitzerin von dem Store,  die hat mich dann gefragt,

0: können Sie irgendwie helfen?

0: Und ich habe gesagt, ja so,

0: ich versuche das.

0: Ich werde die Psychotherapeutinnen  und Psychotherapeuten,

0: die bei uns am Institut schon  fertig sind oder in Ausbildung

0: sind, bitten, dass sie da dazukommen.

0: Und habe dann von zu Hause  aus das alles koordiniert.

0: Und das muss man sich ja vorstellen,

0: die kommen dahin und finden die Menschen,

0: die da rund um die Toten tätig  sind und die Verwundeten.

0: Das machen die Sanitäter, das machen die Ärzte.

0: Aber die vielen Tatzeugen,  die hier auch im Schock waren,

0: die apathisch rumstanden oder  sich weinend um die Arme im

0: Arm lagen, sondern auch helfen,

0: damit sie mit dieser sehr belastenden

0: Erfahrung die sie da gemacht  haben, fertig werden können.

0: Sie haben es erwähnt, des McDonalds.

0: Man muss es sagen,

0: denn der Täter hatte sich  perfiderweise dieses McDonalds

0: ausgeguckt als Tatort.

0: Er hatte dort offenkundig  in der Toilette seine Waffe

0: versteckt, eine Theaterwaffe, eine Glock 17,

0: die er dann umgebaut hatte  Ich wusste gar nicht dass das

0: geht, zur echten Waffe.

0: Und hat dann sogar über Facebook,

0: damals noch einer der Hauptsozialnetzwerke,

0: die genutzt wurden auch von  jungen Leuten damals vor zehn

0: Jahren, aufgerufen,

0: dorthin zu kommen zu diesem  McDonalds Er würde einen

0: ausgeben, aber nicht zu teuer hat er geschrieben.

0: Und es war tatsächlich mindestens einer,

0: der dahin gekommen ist aufgrund dieses Aufrufes.

0: Er kam dann raus aus der Toilette und hat wahllos

0: offenkundig mit seiner Pistole  dann Menschen ermordet,

0: in diesem McDonalds tatsächlich auch.

0: Was war Ihr erster Gedanke  oder Ihre erste Aufgabe,

0: als es klar wurde, dass es

0: so viele Verletzte und auch  Traumatisierte geben würde?

0: Die Sanitäten, die Notärzte,

0: die Rettungsteams, waren ja sehr schnell da.

0: Das ist ja außerordentlich wichtig.

0: Die kümmern sich dann aber darum, festzustellen,

0: wer noch lebt und wer verwundet  ist und unbedingt Hilfe

0: braucht.

0: Und dann eben auch feststellen,  wer schon getötet ist.

0: Um die herumstehenden Tatzeugen kann sich

0: so ein Team zunächst mal nicht kümmern.

0: Und da sah ich unsere Aufgabe,

0: weil das waren alles junge Menschen,

0: in unmittelbarer Nähe waren.

0: Und wenn man so einen Trauma eben gesehen hat,

0: dann ist es ganz wichtig gewesen,

0: dass wir hier genügend Leute hinschicken.

0: Und das habe ich von zu Hause koordiniert.

0: Und das war eigentlich auch  eine wunderbare Erfahrung

0: zu sehen.

0: Es war Freitagnachmittag Sonne und die jungen

0: Psychotherapeutinnen hatten andere Pläne.

0: das war auch begeisternd für mich,

0: wie spontan hier alle anderen  Überlegungen keine Rolle mehr

0: gespielt haben, sondern sie  haben sich alle bereit erklärt,

0: hier mitzuhelfen und hier auf die Menschen,

0: die da ratlos und hilflos  herumstehen, zuzugehen und sagen,

0: wie kann ich ihnen helfen  und ihnen auch Konkrethilfe

0: anbieten.

0: Es ist da so, das war ja ein riesen Durcheinander.

0: Da muss man mal fragen, wo ist Ihre Handtasche?

0: Haben Sie Ihren Wohnungsschlüssel noch?

0: Und kann ich jemanden anrufen,

0: der Sie dann hier abholen kann und so weiter?

0: Die müssen ja wieder zur Besinnung kommen.

0: Und das haben wir dann auch bewerkstelligt.

0: Und zweitens haben wir Ihnen  dann auch kurzfristig Hilfe

0: angeboten, weil Sie können jemanden,

0: der eine solche Traumaerfahrung gemacht hat, sage,

0: rufen Sie mich in zwei Wochen der Praxis an.

0: Das geht nicht, das muss schneller gehen.

0: Und das haben wir auch so hergestellt.

0: Wie haben Sie das

0: Gemacht?

0: Ich war ja Leiter einer großen  Klinik, da haben gesagt,

0: ihr könnt jederzeit kommen.

0: Am besten morgen oder am Montag.

0: Ist das etwas, was Sie generell empfehlen,

0: wenn man ein Trauma hat,

0: dass man schnell sich Hilfe sucht,

0: dass man schnell in die  Gespräche geht mit Experten?

0: Das ist absolut wichtig,

0: dass man hier nicht sagt,

0: jetzt komm irgendwann mal da  machen wir eine ganz tolle

0: Psychotherapie, sondern man  muss hier schnell handeln.

0: Genauso wie es wichtig ist  dass schnell gehandelt wird bei

0: den Verwundeten,

0: die eine andere Verwundung haben,

0: was ja eine solche Traumaerfahrung ist.

0: Auch da muss schnell gehandelt werden.

0: Ist Ihnen eine Begegnung  aus dieser Zeit besonders im

0: Gedächtnis geblieben?

0: Sie haben es von zu Hause aus koordiniert.

0: Sie gesagt, Sie waren sehr glücklich,

0: dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

0: die Sie in Dienst gestellt haben,

0: dann auch tatsächlich bereit  waren, schnell zu handeln.

0: Haben Sie selber dann mal  ein solches Gespräch gehabt,

0: das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

0: Die Gespräche mit den  Psychotherapeutinnen waren wenn ich

0: mich recht entsinne,

0: alles weibliche Therapeutinnen und die haben ja

0: so etwas noch nie gemacht.

0: Das war für die eine total neue Erfahrung.

0: Gott sei Dank hat man das ja  nicht so alltäglich zu tun.

0: Und wie die die auch noch gar nicht erfahrene

0: Psychotherapeutinnen waren,

0: sondern sich noch in der  Ausbildung befanden oder gerade mal

0: die Bezeichnung führen konnten, dass die dann

0: so engagiert hineingegangen  sind, auf die zugegangen sind,

0: ohne irgendeinen professionellen Pro-Panz,

0: sondern einfach gesagt, du  kannst dich bei mir unterhaken,

0: ich helfe dir.

0: Großartig.

0: Jetzt ging es dann in der  Interpretation dieses Falles ja

0: lange Zeit um die Motive.

0: Man hat sogar mehrere Jahre lang geguckt,

0: war das ein ganz starker  rechtsextremistischer Hintergrund,

0: denn es gab der Täter geboren in München,

0: Kind Deutsch-Iraner,

0: die damals eingewandert sind,

0: emigriert sind nach Deutschland.

0: In der Maxvorstadt hat er gelebt hier.

0: Und es gab oft die Frage,

0: inwieweit ist das nun rechtsextrem?

0: Inwieweit ist das ein Amokattentäter?

0: Und Sie haben oder Sie sprechen bis heute,

0: muss man sagen, oft davon,

0: dass wir die Tat nicht als bloße Amoktat

0: verharmlosen sollten.

0: Was genau meinen Sie damit?

0: Das muss ich differenzieren.

0: Bis vor 20,

0: 10 Jahren hat man eine Amoktat  immer im Zusammenhang mit

0: einer psychischen Erkrankung interpretiert.

0: Und davor wollte ich warnen.

0: Ich habe damals gesagt,

0: und das ist dann auch eine  Schlagzeile im Münchner Merkur und in

0: der tz geworden, "das war kein Amoklauf,

0: das war Mord!"

0: Das war sicher eine Provokation.

0: Aber ich wollte verhindern, dass man sagt, ja,

0: so wie das früher war, Amoktäter, sind

0: so psychisch krank.

0: Und dann geht es nämlich weiter.

0: Naja, ach, der Ärmste, der  kann ja gar nichts dafür.

0: da muss man eben das anders  betrachten als bei einem Mörder.

0: Und das hat mir nicht gefallen aus zwei Gründen.

0: Erstens, dieses voreilige Öffnen einer Tür,

0: durch die man hindurchgeht,

0: um dann eben eine Schuldunfähigkeit für sich zu

0: beanspruchen, Nummer eins.

0: Nummer zwei,

0: das ist eine Stigmatisierung  psychischer Erkrankungen.

0: Denn psychisch Kranke machen

0: so etwas nicht häufiger als in der

0: Normalbevölkerung vorkommt.

0: Und diese Verbindung einer solchen Schreckenstat

0: mit einer psychischen Erkrankung ist etwas,

0: was mir zutiefst zuwider ist.

0: dem wollte ich entgegenwirken.

0: Heute ist die Situation etwas anders geworden.

0: In den letzten 10, 15 Jahren ja eigentlich noch

0: kürzerfristig,

0: man die klinische Forschung in  der forensischen Psychiatrie

0: einen etwas differenzierteren Weg eingeschlagen,

0: den ich voll mittrage.

0: Nämlich man hat gesagt, dass hier,

0: das ist vor allem der Name von  Britta Bannenberg zu nennen,

0: einer Juristin,

0: einer Professorin an einer Universität in Hessen,

0: glaube ich,

0: die auch eine hohe Kenntnis  in der Psychopathologie hat.

0: Und die hat sich mit dem  Thema Amok intensiv befasst

0: und herausgearbeitet, dass Menschen,

0: solche Taten begehen,

0: eine Persönlichkeitsakzentuierung haben,

0: und zwar eine narzisstisch-paranoide

0: Persönlichkeitsakzentuierung.

0: Das ist der mehrheitliche Hintergrund einer

0: solchen Tatentwicklung.

0: Und das ist ja keine Krankheit.

0: Wenn jeder, der eine akzentierte  Persönlichkeit hätte,

0: psychisch krank wäre,

0: dann wären wir vielleicht alle irgendwie psychisch

0: krank. Wie

0: Wir zwei auf jeden Fall.

0: Das ist etwas, was man einfach  anders betrachten muss.

0: Sie arbeiten ja viel in der Politik.

0: Die haben ja alle irgendwie eine

0: Persönlichkeitsakzentuierung.

0: Sonst wären sie da gar nicht drin.

0: Und deswegen würde man aber nicht sagen,

0: alle Politiker sind psychisch krank.

0: Also das war mir wichtig, diese  Differenzierung vorzunehmen.

0: Vielleicht erlauben wir uns  einen kleinen Schlenker,

0: auch wenn es thematisch  eigentlich gar nicht reinpasst,

0: aber es ist eigentlich sehr spannend,

0: dass bei vielen Politikern,  die sehr erfolgreich sind,

0: es irgendwo eine starke Verletzung gegeben hat.

0: Meistens in der Kindheit oder sonst was.

0: Kann auch der abwesende  Vater sein oder irgendetwas.

0: wenn die verschiedenen  Politiker wirklich erfolgreich

0: waren, mal aneinander rein und würden das gucken,

0: könnte man sicherlich nicht von einer psychischen

0: Erkrankung reden.

0: Natürlich von einer persönlichen Akzentuierung.

0: Das gehört ja dazu.

0: Aber oftmals auch ein einschneidendes Erlebnis,

0: was den Laien dahin bringt zu sagen, Mensch,

0: hier gibt es einen Pattern.

0: Etwas was gleich ist.

0: Vielleicht holt auch daher  einen besonderen Antrieb,

0: um es allen zu zeigen oder ein besonderes Maß an

0: Durchsetzungsfähigkeit erlangt zu haben.

0: Ein starkes Geltungsbedürfnis.,

0: Absolut. Kommen wir zurück  zu diesem wichtigen Thema.

0: Wenn man bis heute sich um dem Thema widmet

0: und auch diesen Vorfall am Olympia-Einkaufszentrum

0: googelt, dann findet man  genau diese Erklärmuster immer

0: noch wieder.

0: Täter gehänselt in den Klassen, keine Ahnung,

0: sechs bis acht glaube ich,

0: von seinen Mitschülern in  eine psychische Enge gebracht,

0: wollte sich irgendwie rächen und all so was.

0: Wie würden Sie den Täter  beschreiben aus psychiatrischer

0: Sicht? Nun,

0: ein Amoktäter hat wie Professor Bannenberg eben

0: auch herausgearbeitet hat,

0: eine paranoidnarzisstische Persönlichkeit.

0: Was heißt das?

0: Das Narzisstische ist diese  starke Selbstbezogenheit,

0: ein fehlendes Einfühlungsvermögen,  eine fehlende Empathie,

0: eine mangelnde Bereitschaft  für irgendwelche Fürsorge und

0: vor allem eine hohe Kränkbarkeit.

0: Nicht die Kränkbarkeit, jeder  von uns mehr oder weniger hat,

0: wenn er beleidigt wird,

0: sondern das ist eine pathologische  Kränkbarkeit insofern,

0: als dass der Anlass völlig unrealistisch ist,

0: um eine starke Kränkbarkeit hervorzurufen.

0: Und ein enormes Fehlen

0: einer Kritikfähigkeit.

0: können nicht Kritik aushalten.

0: Kritik ist für einen Narzissen die Höchststrafe.

0: Das ist die narzisstische Komponente.

0: Die paranoide Komponente ist mehr eine,

0: die man beziehen muss auf großes

0: Misstrauen.

0: Der paranoide Mensch nimmt alle Vorgänge und

0: Ereignisse wahr als etwas,

0: was gegen ihn gerichtet ist,

0: obwohl das mit ihm überhaupt nichts zu tun hat.

0: Da kann jemand mit der Sonnenbrille  vorbeigehen und da sagt

0: er, das will mir was bedeuten.

0: Das hat die Qualität einer wahren Gewissheit,

0: nämlich das Glauben, der Glaube,

0: dass hier ständige Verschwörungen  gegen ihn im Gange sind.

0: Und das Schwierige für  einen Psychologen oder einen

0: Psychologe ist, ihm das auszureden.

0: Wenn er nämlich ihm das ausredet,

0: dann ist er wegen dieser  wahren Gewissheit fest davon

0: überzeugt, dass er zu denen hält und auch gegen

0: ihn arbeitet.

0: Zunächst mal wirkt sich diese

0: Kritik,

0: dieses Misstrauen auf das unmittelbare Umfeld aus.

0: Aber das weitert sich immer weiter heraus.

0: Und wenn es dann bei diesem Gebräu an

0: Persönlichkeitsakzentuierungen zu einem Auslöser

0: kommt, dann wird der betroffene

0: potenzielle Amoktäter voll Wut,

0: voll Hass in Raserei geraten.

0: Und das ist übrigens das Wort, wo Amok herkommt.

0: Das kommt aus dem Malayischen  und heißt Wutraserei Amok.

0: Und dieser Hass, diese Wut,

0: die sich da aufschäumt, da  braucht es nur einen Auslöser,

0: einen kleinen Auslöser.

0: Und dann beginnt er, eine Rache zu planen.

0: Er bereitet das vor,

0: bis er dann auch diesen Racheakt durchführt,

0: so wie wir das am OIZ gesehen haben.

0: Und das Interessante dabei ist,

0: diese Inszenierung der Rachetat immer so ist,

0: dass ein großes Medienecho hervorruft.

0: Und dann geht er schon sehr weit.

0: Er geht auch über die rote  Linie bis zur Selbstbeschädigung

0: oder wie im Fall von Ali Sonmoli,

0: dem Suizid.

0: Das war der Täter, der sich dann erschossen hat,

0: von einer Polizeistreife dann gestellt wurde,

0: konnte man gar nicht mal  sagen, weil die sich unsicher

0: waren, war es der Täter oder nicht.

0: er dachte, er wäre auch in  diesem Falle natürlich eine

0: Vollendung des von Ihnen beschriebenen Bildes

0: Er dachte, er wäre gestellt.

0: Die Polizei hat ihn nur dort erst mal

0: aufgenommen, nicht wissend,

0: ob er wirklich der Täter gewesen wäre,

0: was man sicherlich im Nachhinein  hätte herausfinden können,

0: aber er hat sich dann erschossen.

0: Aber was unterscheidet eigentlich dieses Vorgehen,

0: diese Vorgehensweise des  Täters von anderen Fällen die

0: tatsächlich aus einem psychischen Ausraster

0: geschehen?

0: Also ein psychischer Ausraster  ist etwas sehr Spontanes.

0: Das ist wie ein Einfall und dann macht er das.

0: Aber der Ali Sonmoli hat das ja geplant.

0: hat sich im Darknet eine Waffe besorgt oder 300

0: Schuss Munition.

0: Der hat die Leute angerufen,  dass sie sich dort versammeln.

0: Also der Ausraster hat keine

0: so lange Planung aber vor Planungszeit.

0: Also das ist etwas Spontanes.

0: das kann auch mal sein, dass einer in

0: so einem Ausraster täglich wird.

0: das war sorgfältig geplant,

0: aus dieser Wut und dieser Raserei heraus.

0: Ja, manche sagen sogar ein Jahr geplant im Voraus.

0: Also Waffe musste er besorgen,  Munition musste besorgen.

0: Er konnte auch offenbar gut schießen,

0: wo immer er das gelernt hat.

0: Er hat Videospiele gespielt.

0: Gut das machen andere auch,

0: aber offenbar auch in Vorbereitung dafür.

0: Jetzt gibt es ja in Deutschland  häufiger den Fall, Sie

0: haben es erwähnt, Sie sind  damals kritisiert worden für die

0: Aussage, das war Mord, weil  Sie eben nicht wollten,

0: dass psychische Erkrankungen  in einen solchen Kontext

0: gebracht werden oder auch die Tat nicht als solche

0: gerechtfertigt wird oder verharmlost wird dadurch.

0: Trotzdem wird ja bis heute zum Teil von den

0: Tätern,

0: zum Teil von den Begleitern  Anwälten oder dergleichen zum

0: Teil auch von der Öffentlichkeit versucht,

0: Gewalttaten mit psychischen  Krankheiten zu erklären.

0: Wir erleben das auch.

0: Ich spreche das gerne auch einmal aus im Falle von

0: syrischen, afghanischen oder  sonstig stemmigen Tätern,

0: die bis vor kurzem mordend und messerzückend

0: und menschenerstechend durch Deutschland Angst und

0: Schrecken verbreitet haben.

0: Und in vielen dieser Fällen  war es so dass man gesagt hat,

0: hier gibt es einen psychischen  Zusammenhang oder derjenige

0: hat sich später selber als  psychisch unzurechnungsfähig

0: erklärt.

0: Was entgegen Sie denen, die das sagen?

0: Ich kritisiere das sehr.

0: Denn zunächst ist jemand, der

0: einem das Messer reinsticht, jemand,

0: der einen ermorden will.

0: Und jetzt natürlich haben diese Täter

0: dann auch ein gutes Netzwerk an

0: Rechtsbeiständen.

0: Und jetzt muss man sich mal überlegen,

0: wie geschieht denn eine psychiatrische Diagnose?

0: Das geht nur auf der verbalen Ebene,

0: aus dem Gespräch des Psychiaters mit dem

0: Patienten.

0: das können Sie nicht mit Röntgenbild oder mit

0: Laboruntersuchungen oder  sonst irgendetwas. Auch nicht

0: Mit dem Messen von Hirnströmen?

0: Ich habe wirklich mal gedacht, dass man

0: so vielleicht auch mit...

0: Nein, es ist nichts anderes möglich,

0: als in einem Gespräch so  viel Fakt zusammenzustellen,

0: dass man eine psychiatrische  Diagnose... Es gibt ja viele

0: Diagnosen, dass man diese Diagnose stellen kann.

0: Wenn man nun wie bei dem Messerstecher,

0: der ein 2-jähriges Kind in  Aschaffenburg erstochen hat und

0: noch einen Mann,

0: der helfen wollte und noch  jemand anderes verwundet hat,

0: der hat dann gesagt, er hat Stimmen gehört,

0: die ihm das befohlen hätten.

0: Stimmen hören ist eine Halluzination

0: und die hört nur der,

0: der diese Krankheit hat.

0: Also der Therapeut kann die Stimme nicht mithören,

0: er muss das glauben.

0: Nun sind Psychiater dann im  Gespräch schon erfahren genug

0: und gewitzt genug, herauszufinden,

0: nicht immer, aber doch den Verdacht zu bekommen,

0: dass das vielleicht simuliert ist.

0: Und jetzt geht es weiter.

0: Wenn wir eine solche Simulation

0: haben,

0: dann muss man diese Diagnose in Frage stellen.

0: Nur der Herr Sonboli kommt glaube ich aus

0: Afghanistan, dort spricht man persisch,

0: mit einem sehr gravierenden afghanischen Akzent.

0: Wie will denn der Gutachter  oder der Psychiater das

0: herausfinden,

0: wo da möglicherweise Unschärfen in der

0: Ankommentation des Patienten sind?

0: Und der ist natürlich geprieft.

0: dann war es dann auch in Aschaffenburg so,

0: dass sich Staatsanwalt,

0: Richter und Verteidiger einmütig  waren in der Feststellung,

0: der kann nichts dafür, dass schuldunfähig,

0: weil er eine Schizophrenie hat,

0: aufgrund der er eine Halluzination in eine Tat

0: umsetzen musste und das Kind erstechen.

0: Ich will nicht in Abrede stellen,

0: dass das vielleicht tatsächlich so war,

0: aber Zweifel bleiben wir da schon,

0: weil woher wollen die denn das wissen,

0: dass er eine paranoide  Schizophrenie hat und Halluziniert

0: hat und Halluziniert hat,  er will das Kind erstechen.

0: Wenn jeder Messerstecher in Deutschland sagt,

0: ich habe Stimmen gehört, dass ich das machen muss,

0: wo sind wir dann in der Ausübung

0: unserer Gesetze?

0: Ich finde es sehr wichtig,  dass Sie das sagen und ich

0: solidarisiere mich ausdrücklich damit,

0: weil wir es ja immer erleben,

0: dass solche Aussagen dann  kritisiert werden mit dem Motto,

0: wie könnt ihr nur und das ist  doch auch nur ein Mitbürger

0: und das ist ein Framing und  nicht jeder Afghan ist ein

0: Messerstecher, das behauptet ja aber auch keiner.

0: Nur die Häufigkeit,

0: mit deren solche Taten ebenso  erklärt werden oder die Täter

0: sich selber so erklären,

0: die das kann mir auch keiner erzählen,

0: natürlich wissen um unsere  Rechtsprechung auch in diesen

0: Fällen, die ist natürlich  extrem häufig und ich finde es

0: auch gut, wenn man das mal benennt,

0: sonst benennt es keiner oder  nur die falschen und ich finde

0: es sehr gut, dass Sie dem auch  hier eine Stimme und bei uns

0: auch Gehör geben.

0: Vielen Dank dafür.

0: Es war ja auch bei der OEZ,

0: bei der Alten Tat war es ja auch so,

0: dass zunächst einmal das als Amok-Tat

0: betrachtet wurde.

0: Man findet die Bezeichnung sogar heute noch im

0: Netzjahr. Und mit

0: der Zeit wurde dann aber uminterpretiert.

0: Man hat das ja gesagt,

0: das ist eine politische Tat,

0: das hat einen Rassismus-Hintergrund.

0: Da möchte ich gerne mal fragen, welchen.

0: Denn wenn ein Muslim andere Muslime erschießt,

0: dann verstehe ich den  rassistischen Hintergrund nicht

0: so richtig.

0: Das ging mir ganz genauso,

0: als ich es nochmal nachgelesen habe.

0: Bis heute findet man das.

0: Er habe sich die Täter steht  auch da immer noch zu lesen,

0: aufgrund ihrer ethnischen Herkunft ausgesucht.

0: Da frage ich mich, die  meisten waren Muslime, die er

0: Erschossen. Es ein Roma

0: und ein Sinti. Ein

0: Roma, ein Sinti und ganz unterschiedliche Muslime.

0: Eine kam gebürt, also die Familie kam aus Bosnien,

0: glaube ich, aus anderen Regionen.

0: Klar, in einer etwas raueren Gegend

0: kommt man da auch in bestimmten Ethnien zusammen.

0: Aber das ist mir bis

0: heute völlig unverständlich. So

0: Hat immer wieder diese  Unterwerfung unter den Zeitgeist,

0: der von den Medien geführt wird,

0: die Politiker dann wohlfällig hinterherlaufen.

0: Das kann nicht gut weitergehen

0: So. Ja

0: ein Zeichen auch dafür, warum wir da sind,

0: wo wir gerade sind.

0: Gehen wir nochmal zurück.

0: Wir haben ans Olympia-Einkaufszentrum und die

0: Bluttat damals.

0: Sie haben gesprochen über diejenigen,

0: die zum Teil daneben standen,

0: die auf einmal die Leichen vor  sich hatten, die Verletzten.

0: Mit welchen Belastungen haben Überlebende und auch

0: Angehörige nach dem OIZ-Attentat  am häufigsten zu tun

0: gehabt?

0: Das kann man in zwei Richtungen

0: teilen.

0: das,

0: was man als Bearbeitung einer Trauerreaktion,

0: einer Schockreaktion normalerweise hat.

0: Zunächst ist es schlimm und dann hat man auch die

0: Möglichkeit, jemandem zu  sprechen und dann flaut das ab.

0: Und dann gibt es eine andere Gruppe.

0: Ich schätze mal,

0: das sind etwa 20 bis 30 Prozent.

0: Das hängt dann immer auch von einem Ausmaß der

0: Traumatisierung ab und auch dem  Hintergrund des Betroffenen.

0: Dann kommt es zu der sogenannten posttraumatischen

0: Belastungsstörung.

0: Das ist eine Krankheit,

0: mit einiger Verzögerung nach  der Traumatisierung auftritt

0: und deren Kernsymptom das unwillkürliche

0: Nacherleben des traumatisierenden Ereignisses ist.

0: Man muss sich das vorstellen.

0: Der Traumatisierte,

0: der eine solche posttraumatische  Belastungsstörung hat,

0: der spazieren und plötzlich unwillkürlich,

0: ohne dass es beeinflussen  könnte oder unterdrücken konnte,

0: erlebt er dieses traumatisierende Erlebnis wieder.

0: Besonders stark ist das,  wenn ein Triggerpunkt kommt,

0: nämlich wenn der zum Beispiel  in der Stadt spazieren geht

0: und an einem McDonalds-Restaurant vorbeikommt,

0: dann ist das natürlich ein Auslösefaktor,

0: der dann wieder eine solche Trauma wiederkehrt und

0: Auslöst. Das

0: ist super spannend,

0: weil ich denke gerade an  einen guten Freund von mir,

0: der als ich Mitglied der  Chefredaktion einer großen

0: deutschen Mediengruppe war,

0: in Syrien war im Bürgerkrieg damals,

0: vor ungefähr zehn Jahren,

0: und da auch unter schwierigsten  Bedingungen reportiert hat,

0: viele Angriffe miterlebt hat,

0: Gott sei Dank immer heil nach Hause gekommen ist.

0: Der bekam sein erstes Kind.

0: Wir gingen, also seine Frau bekam das erste Kind,

0: aber er war mit dabei und wir  gingen danach essen und er

0: sagte, ich muss dir was erzählen.

0: Ganz komisch,

0: wir waren im Operationssaal  und ich guckte und sah ein

0: bisschen Blut und in dem  Moment war ich in Aleppo und

0: sah die Leiber auseinanderfliegen  vor mir und war selber

0: geschockt, weil er selber in  dem Moment komplett geschockt

0: war, eigentlich ein freudiges  Ergebnis und Erlebnis,

0: aber er hatte diesen Moment  im Kopf, der wohl auch so,

0: das wissen Sie, intensiv ist, in dem Moment,

0: dass er fast alles andere  überspielt und er selber wusste

0: nicht, dass es eine offenbar posttraumatische

0: Belastungsstörung war, aber er wusste,

0: dass er irgendwas in sich hatte,

0: das durch diesen Triggerpunkt eben nach außen

0: kam, aber ist das so

0: Was? Das ist

0: so ein typischer Flashback und bei einigen mit

0: einer solchen Erkrankung kommt das relativ häufig,

0: bei anderen kommt es nur in besonderen Fällen,

0: aber allen ist gemein,

0: dass sie darunter sehr leiden und auch

0: vermeiden wollen, dass sie ein solches

0: Wiedererleben des traumatisierenden  Ereignisses in der

0: Öffentlichkeit haben, sie  bleiben immer mehr zu Hause,

0: ziehen sich zurück,

0: werden ein bisschen eigenartig  und entwickeln depressive

0: Symptome bis hin zum Vollbild einer Depression.

0: Dadurch dass Sie merken Sie  sind potenziell gefährdet,

0: das nochmal zu erleben,  scheuen Sie den Kontakt nach

0: Außen? Sie wollen nicht

0: dass Sie so etwas draußen haben,

0: dass irgendetwas getriggert  wird oder auch dass es spontan

0: kommt, weil Sie können es ja nicht beeinflussen,

0: wenn es da ist ist es da.

0: Gibt es eigentlich Menschen,  die besonders gefährdet sind,

0: eine solche posttraumatische Belastungsstörung zu

0: Entwickeln? Also,

0: sind man muss da unterscheiden,

0: Berufsgruppen und mögliche

0: Vorerkrankungen.

0: Also, wenn jemand schon  häufiger traumatisiert war,

0: und das ist ja auch ein  Zusammenhang, den wir gesehen haben,

0: wer da alles um in einem Oez war,

0: das waren ja alles Menschen aus Ländern,

0: wo es ganz große Wahrscheinlichkeit besteht,

0: dass die auch schon vortraumatisiert sind.

0: Also wenn man wiederholt  solche Traumaerfahrungen hat,

0: dann bekommt man wahrscheinlich eine solche

0: Belastungsstörung als wenn nicht.

0: Das müssen wir kurz erklären.

0: Das ist natürlich ein Gebiet,  wo viele Menschen leben,

0: die nach Deutschland eingewandert  sind oder vor einigen

0: Zeiten sind und die aus  Gegenden kommen oder kamen,

0: die auch stark durch  Bürgerkriegsereignisse oder sonstige

0: ethnische Konflikte geprägt  waren und deswegen haben Sie

0: wahrscheinlich das Trauma im Kopf,

0: was man ja auch glaube ich,  auch sogar vererben kann,

0: Oder? Da

0: müssen wir einen kleinen wissenschaftlichen

0: Exkurs machen.

0: Ich habe mich gewundert,

0: vom Ausland immer diese Bezeichnung der German

0: Angst angewandt

0: wird,

0: weil das ist ja durch dieses  sich absichern wollen,

0: kein Volk auf der ganzen Welt hat

0: so viele Versicherungen wie die Deutschen,

0: auch diese Anspruchshaltung und auch diese

0: Mutlosigkeit.

0: Und ich dachte mir, das muss  doch irgendwo herkommen,

0: diese German Angst.

0: Dann habe ich mir gedacht, na ja,

0: wir haben im Zeitraum von 1870 bis 1945 drei

0: grauenhafte Kriege durchgemacht,

0: wo sehr viel Traumatisierung stattgefunden hat.

0: Außer der deutsch-französische  Krieg das war ein Blutbad.

0: Man weiß ja,

0: dass diese posttraumatische  Belastungsstörung sehr prävalent

0: war im Zweiten Weltkrieg.

0: Da hat es den Begriff des Kriegszitterers gegeben.

0: Und was war Das?

0: Die haben im Rahmen dieser posttraumatischen

0: Belastungsstörung quasi ein unwillkürliches

0: Zittern immer gehabt.

0: Die zitterten und hatten  auch Stereotypien entwickelt.

0: Das war eine Folge,

0: wenn sie da rechts und links Leichen liegen im

0: Schützengraben und über sie fliegen da

0: irgendwelche Bomben.

0: Und diese Symptome die  müssen ja irgendwo herkommen.

0: Und dann habe ich mir gedacht, na ja,

0: vielleicht ist das die Erfahrung aus dem

0: Deutsch-Französischen Krieg, ersten Weltkrieg,

0: dem zweiten Weltkrieg vielleicht hat sich das

0: da fortgesetzt.

0: Und da bin ich an sich auch  nicht immer ernst genommen

0: worden, muss ich sagen.

0: Aber jetzt hat es eben gerade  eine Untersuchung gegeben,

0: dass über mehrere Generationen hinweg in solche

0: bei syrischen Familien das auch auftritt.

0: das konnte man bei den Deutschen jetzt nicht,

0: aber bei den Syrern konnte man das auf

0: molekulargenetischer Ebene  nachweisen, dass das so ist.

0: Und das ist das, man unter dem  Begriff der Epigenetik meint.

0: Wir haben ja auf unserer Erbsubstanz da ändert

0: sich nichts.

0: Aber die Art und Weise, wie  Gene aktiviert werden können,

0: wenn sie aktiviert werden sollen,

0: die kann man durch solche  epigenetische Markierungen

0: erwerben.

0: Und dadurch werden dann Gene  die jetzt eigentlich aktiv

0: werden sollten, nicht mehr aktiv und andere,

0: die werden überaktiv und dadurch entsteht eine

0: Veränderung in der Art und Weise,

0: wie auf besondere Situationen  und Ereignisse reagiert wird.

0: Und das ist nun ein erster Wink,

0: dass diese Hypothese die ich damals hatte,

0: tatsächlich stimmt.

0: Und zwar bei Syrern.

0: Und Sie haben ja gerade gesagt,

0: in Syrien ist die Wahrscheinlichkeit,

0: eine Traumaerfahrung zu  machen oder gemacht zu haben,

0: in den letzten Jahrzehnten  doch relativ groß gewesen.

0: Und das hat sich dann dort auf der Erbsubstanz,

0: nicht in der Erbsubstanz, auf  der Erbsubstanz manifestiert.

0: Der Bürgerkrieg dort ist  Gott sei Dank vorbei und die

0: Verhältnisse scheinen sich da zu stabilisieren.

0: Aber das wirkt natürlich nach.

0: Welche Behandlungsansätze gibt es darüber hinaus?

0: Ptbs für die posttraumatischen  Belastungsstörungen.

0: Also ich möchte mal vorweg noch etwas sagen,

0: welche Berufsgruppen befürworten.

0: Ja, natürlich. Absolut.

0: wir haben natürlich da ein großes mal bisschen

0: Weggerutscht.

0: Man muss ja einmal sagen,

0: Menschen mit einer psychiatrischen  Vorerkrankung inklusive

0: Traumaerfahrung haben ein höheres Risiko,

0: eine solche posttraumatische  Belastungsstörung davon zu

0: Tragen. muss diejenigen die häufig

0: mit Unfallopfern zu tun

0: haben, möglicherweise.,

0: Unfall und dann das sind die  Menschen, die sie kriegen.

0: Die Menschen die sie kriegen können aufgrund ihrer

0: Exposition, das sind Menschen,

0: die eben häufig auch solche  Aufgaben übernehmen müssen.

0: Das sind die Notärzte, das sind Sanitäter,

0: das sind auch Feuerwehrleute.

0: Man muss sich vorstellen, die Feuerwehrleute,

0: müssen ja oft dann eine halb  verkohlte Leiche aus einem

0: verbrannten Auto rausholen und sehr

0: häufig, da weiß man auch  nicht, ob es immer stimmt,

0: sind die Zugführer.

0: Es hat eine Zeit gegeben, haben sich Menschen,

0: die sich das Leben nehmen wollten,

0: einfach aufs Gleis gelegt und haben nicht gedacht,

0: was das mit dem Zugführer macht.

0: Und da sind also sehr viele  dann auch früh berenntet worden,

0: weil man natürlich nicht will,

0: man jemanden der eine solche Störung hat,

0: dass man den dann auch weiter Züge führen lässt.

0: Besonders trauriger Fall, Robert Enkel,

0: Nationaltorwart damals, Torwart von Hannover 96,

0: der sich eben auch auf diese Art und Weise

0: dann das Leben genommen hat. Hat

0: Er sicher nicht bedacht,

0: da ist man ja auch in einem ganz anderen Gucken.

0: Und eine besondere Gruppe sind die

0: Soldaten.

0: Und ich will das gerade gerne  ausführen, weil im Moment

0: so bisschen so eine Stimmung  da von der Politik ausgeströmt,

0: als ob das also gar nicht schlimm wird und dass

0: wir also kriegstüchtig sollen  wir werden und so weiter.

0: Also da läuft mir gerade den Rücken runter.

0: Aber ich will ein Beispiel sagen.

0: In den Amtszeiten von George

0: W. Bush und dem Friedensnobelpreisträger  Barack Obama sind

0: ja über 5000 Kriegstage

0: gewesen,

0: in denen die Soldaten der  US-Armee eingesetzt wurden.

0: Das hat massenhaft diese  posttraumatische Belastungsstörung

0: bekommen.

0: Stellen Sie sich vor, da geht  einer mit seinen Kameraden

0: über den Platz.

0: kleines Kind und schweißt ihm eine Bombe,

0: der Freund ist tot, zerfetzt.

0: Wenn man so etwas erlebt hat,

0: dann hat man ein großes Risiko,

0: so eine posttraumatische  Belastungsstörung zu bekommen.

0: Und diejenigen die da im  Hubschrauber geflogen sind und

0: abgeschossen wurden,

0: in Vietnam und dann in  Kriegsgefangenschaft geraten sind,

0: die sind dann überwiegend mit einer solchen

0: posttraumatischen Belastungsstörung  nach Hause gekommen.

0: Jetzt kommt die Zahl, die ist erschreckend.

0: Jeden Tag, Jahr ein Jahr aus,

0: bringen sich pro Tag 20 Veteranen der

0: US-Armee um.

0: Sie nehmen sich das Leben,

0: weil sie das Leid und die  Qual ihrer posttraumatischen

0: Belastungsstörung nicht länger ertragen können.

0: Jeden Tag 20 Veteranen Jahr ein Jahr aus.

0: Das muss man sich mal vorstellen,

0: was das für eine schreckliche  Krankheit sein muss, wenn man

0: so etwas in sehr ausgeprägten  Maßen mitgenommen hat.

0: Es gibt natürlich auch mildere Formen.

0: Wenn man da mal sich wieder an etwas erinnert,

0: was schaulich war, ist ja nicht so schlimm.

0: Aber wenn es so manifest wird,

0: und das sind gerade diese komplexeren Formen der

0: posttraumatischen Belastungsstörung,

0: die solche schweren und unheilbaren

0: Erkrankungen nach sich ziehen.

0: Um auf die Frage zu kommen, wie behandelt man das?

0: Also es muss bei einer  schwereren posttraumatischen

0: Belastungsstörung immer  zweigleisig gearbeitet werden.

0: Einmal eine begleitende Psychotherapie,

0: die speziell auch auf diese  Erkrankung ausgerichtet ist.

0: Und zum anderen sind zwei  Antidepressiva mittlerweile für

0: diese Indikation zugelassen worden.

0: ich muss aber sagen,

0: die Erfolgsaussichten sind nicht sehr gut.

0: Und deswegen gibt es jetzt eine ganz interessante

0: Anstrengung seitens des

0: amerikanischen Verteidigungsministeriums,

0: nämlich die Behandlung von den

0: betroffenen Patienten,

0: den Soldaten der US Army mit Ecstasy.

0: Und das wirkt offenbar auch.

0: Aber die Food and Drug Adiministration

0: will das partout nicht zulassen,

0: weil sie sagt, die haben ja  sowieso ein Drogenproblem.

0: Viele viele GIs die zurückkommen,  haben ein Drogenproblem.

0: Und da will ich jetzt nicht,  das mit einer weiteren Droge,

0: das würde einen Brand auslösen.

0: Aber das ist eine interessante,

0: ja fast schon eine Verzweiflungstat, wenn man

0: so etwas in der Wege ziehen muss.

0: Und ich finde es großartig  dass Sie das hier so benennen,

0: weil wir ja auch davon ausgehen müssen,

0: dass unsere Kraft Anstrengungen Anstrengungen uns

0: wehrtüchtiger zu machen oder kriegstüchtig,

0: wie es jetzt heißt,

0: natürlich auch damit in  Zusammenhang gebracht werden muss

0: und dass man sich zumindest Gedanken machen muss,

0: wie helfe ich den Menschen  die zurückkommen aus Einsätzen

0: oder aus Trainings, die eine  solche Störung mitbringen.

0: Ich war eine Zeit lang relativ  häufig in Los Angeles und da

0: gibt es in Venice,

0: wenn man von Venice nach  Santa Monica geht oder mit dem

0: Roller fährt oder wie auch  mal mit dem Rad am Strand

0: entlang, gibt es so Einzel- und Backsteinhäuser,

0: die da stehen, relativ nah am Strand,

0: fast in den Strand hineingehend.

0: Und an einem bin ich mal  vorbeigekommen, was ist denn das?

0: Denn es ist so ein Haus und dann ist

0: so ein eingezäunterfasster  Bereich draußen und da saßen

0: immer solche Kerle,

0: also richtig breit und  breitschulterig aber mit einem ganz

0: leeren Blick, alle so zwischen  30 und 40, guckten sich an,

0: wenn sie überhaupt irgendwo hingucken, guckten,

0: kleine Terrasse und dann habe ich mal nachgefragt,

0: ja das ist ein ein Heim für die Veteranen,

0: die sich an Seeluft und so, aber eingezäunt,

0: oftmals drogensüchtig waren und  aber auch gleichzeitig diese

0: posttraumatischen Belastungsstörungen haben.

0: Warum sage ich das?

0: Weil als sie es beschrieben haben,

0: kam mir das wieder vor Augen  tatsächlich, weil dieser Blick,

0: das ist so brutal, wenn man diese Menschen,

0: aber die sehen so leer aus im  Blick und man kann nur ahnen,

0: was die mit sich tragen da und  auf der einen Seite ihr Leben

0: ja eingesetzt haben für die Gesellschaft,

0: für den Staat und wenn sie  Glück haben kommen sie in eine

0: solche Institution,

0: ja meistens wenn sie keinen Wert mehr haben,

0: auch kämpfen für die für die Einheit wo sie waren.

0: Und das ist natürlich super wichtig,

0: dass wir daran erinnern und dass sie sagen,

0: man muss dem auch Rechnung  tragen, in der Nachsorge,

0: Am besten, man schickt sie gar nicht in den Krieg!

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.